Androgenetische Alopezie (AGA), auch anlagebedingter Haarausfall genannt, zeichnet sich durch eine fortschreitende Verdünnung und anschließenden Verlust des Kopfhaares aus. Dieses weitverbreitete dermatologische Phänomen betrifft sowohl Frauen als auch Männer und wirkt sich für gewöhnlich negativ auf die Lebensqualität der betroffenen Personen aus. Für gewöhnlich tritt anlagebedingter Haarausfall um das 20. Lebensjahr herum auf; im Alter von 50 Jahren sind beinahe 50 % aller Männer davon betroffen. Menschen, die von anlagebedingtem Haarausfall betroffen sind, leiden wegen diesem meist unter einer nachhaltigen Verschlechterung ihrer Lebensqualität.
Die zugrundeliegende Studie weist einen wegweisenden Zusammenhang zwischen menschlichen Haarfollikeln, deren Wachstum und dem olfaktorischen Rezeptorsystem nach. Olfaktorische Rezeptoren sind die evolutionsgeschichtlich ältesten Rezeptoren. Sie finden sich überall im menschlichen Körper und regulieren verschiedene physiologische Zellfunktionen. Am bekanntesten dürfte ihre Rolle bei der Funktion des Geruchssinns sein.
Doch sie sind auch darüber hinaus aktiv: der olfaktorische Rezeptor OR2AT4 stimuliert beispielsweise die Keratinocytenproduktion.
In der zugrundeliegenden Studie wird gezeigt, dass das Epithelgewebe der menschlichen Haarfollikel, im Besonderen die äußere Wurzelscheide, den Rezeptor OR2AT4 exprimiert. Dessen spezifische Stimulation durch das Sandelholz-Odorant Sandalore® verlängert ex vivo den menschlichen Haarwuchs, indem die Apopotose (der sogenannte „programmierte Zelltod“) verringert wird. Zudem wird die Produktion des Wachstumsfaktors IGF-1 erhöht, welcher die Anagenphase des Haarwachstums verlängert.
Im Gegenzug unterdrückt eine in der Studie vollzogene Anwendung eines spezifischen OR2AT4-Antagonisten den Haarwuchs. Dies ist ein klarer Hinweis auf die spezifische Wirkung des verwendeten Sandelholz-Odorants auf den Haarwuchs.
Diese Erkenntnisse wurden durch mehrere komplexe Testverfahren und Methoden gewonnen. Zu nennen wären hier unter anderem Untersuchungen im Rahmen des Haarfollikelkulturmodells (HOKM), ebenso wie histologische Untersuchungen und Untersuchungen der Immunofluoreszenz. Desweiteren wurden zum Beispiel Untersuchungen der Proteinkonzentrationen mittels Western Blot-Verfahren durchgeführt. Schlußendlich kam neben statistischen Analysen auch quantitaive (Immuno-)histomorphometrie mittels Software zum Einsatz.
Fazit
Über die Stimulation des olfaktorischen Rezeptors OR2AT4 verlängert das in der Studie verwendete Sandelholz-Odorant die Anagenphase des Haarwuchses. Dies geschieht durch die vermehrte Produktion des Wachstumsfaktors IGF-1. Die Stimulation olfaktorischer Rezeptoren stellt einen neuen und vielversprechenden Ansatzpunkt bei der Therapie von Haarverlust dar. Das in der Studie verwendete Sandelholz-Odorant hat sich als klar haarwuchsfördernd erwiesen.
Zugrundeliegende Studie:
A. Kramer et al.: Chéret, J. et al.: Olfactory receptor OR2AT4 regulates human hair growth; in: Nature Communications volume 9, Article number: 3624 (2018).