Doppelverblindete, randomisierte klinische Kontrollstudie vergleicht 4 % Niacinamid
mit 4 % Hydrochinon bei der Behandlung von Melasmen

In verschiedenen Studien wurde gezeigt, dass Niacinamid den Melanocytentransfer unterdrücken und somit die Hyperpigmentation der Haut verringern kann. Die zugrundeliegende Studie weist klinisch nach, dass Niacinamid diese Wirkung auch auf Melasmen hat. Verschiedenfach konnten darüber hinaus positive Effekte einer topischen Anwendung von Niacinamid auf die Haut nachgewiesen werden, wie zum Beispiel die Prävention der Photoimmunosuppression und der Photokarziogenese sowie anti-inflammatorische Wirkungen bei Akne, Rosacea und Psoriasis. Außerdem erhöht Niacinamid die Biosynthese von Ceramiden und anderen Lipiden des stratum corneums mit verbesserter Barrierefunktion der epidermalen Permeabilität. Desweiteren konnten in randomisierten Versuchsreihen Anti-Aging-Wirkungen nachgewiesen werden.

Die zugrundeliegende, randomisierte, rechts-links-verblindete Doppelblindstudie zielt darauf ab, mittels subjektiver und objektiver Methoden die Wirkung und Anwendungssicherheit von 4 % Niacinamid mit der von 4 % Hydrochinon zu vergleichen. An der Studie nahmen 27 erwachsene Frauen teil. Teilnahmevorraussetzung waren, im vorigen Jahr keine topische, systemische, operative oder mit Lasertechnik durchgeführte Behandlung im Gesicht erhalten zu haben.

Von der Teilnahme ausgeschlossen wurden schwangere oder stillende Frauen, Frauen mit einer Hypersensitivität gegenüber den Bestandteilen der untersuchten Formulierungen sowie Frauen, die während der Studie gleichzeitig von ähnliche Pigmentationserkrankungen betroffen gewesen sind.
Von jeder Teilnehmerin wurden genaue statistische Angaben aufgenommen, wie Alter, Beruf, Ethnie, Beschäftigung, ggf. Schwangerschaftsverläufe, Nutzung von hormonellen Verhütungsmitteln („Pille“), Dauer der Sonnenexposition sowie Beginn der Pigmentstörung.

Zu Studienbeginn wurden den 27 Teilnehmerinnen jeweils zwei Biopsien von 2 mm Größe entnommen, jeweils eine der pigmentierten Haut und eine der nicht der Sonnenlichteinstrahlung ausgesetzen Gesichtshaut. Diese wurden mit Hämatoxylin und Eosin eingefärbt, um die allgemeinen histopathologischen Eigenschaften der Epidermis und der Dermis zu bestimmen.

Die Anzahl der Infiltrate wurden durch zwei unabhängig voneinander „verblindete“ Beobachter manuell gezählt. Hierzu wurde ein 0,5 x 0,5 mm Okular-Raster mit einer hundertfachen Vergrößerung genutzt. Die Zellen des gesamten Abschnitts wurden gezählt und das Resultat festgelegt als Anzahl der Zellen pro Quadratmillimeter. Das gleiche Verfahren wurde zur Zählung der Melanozyten (gefärbt nach der Fontana-Masson-Methode) und der metachromischen Granulate (gefärbt nach der Wright-Giemsa-Methode) angewendet. Um das epidermale Melanin zu zählen, wurde eine vierzigfache Vergrößerung angewendet. Mit einer auf einem Mikroskop (Olympus CX 31) angebrachten digitalen Kamera wurden so von der gesamten 2 mm-Probe der Epidermis Fotos erstellt.

Dieses Bildmaterial wurde mit dem Analyseprogramm Image-Pro Plus Version 4.5 des Unternehmens Media Cybernetics, Silver Spring, MA, USA untersucht. Um mögliche Abnormalitäten bezüglich des Melanins bei Studienteilnehmern mit Melasmen zu erkennen, wurde zudem vor und nach der Durchführung der eigentlichen Studie eine qualitative Untersuchung mittels Raman-Spektrophotometrie des Unternehmens Horiba, Jobin-Yvon T64000. Edison, NJ, USA durchgeführt.

Bei den Studienteilnehmerinnen wurde doppel-verblindet eine Anwendung auf der rechten und eine anderen Anwendung auf der linken Gesichtshälfte durchgeführt. Dafür wurde den Teilnehmerinnen jeweils ein Behälter mit der Aufschrift „rechts“ oder „links“ ausgehändigt, welcher entweder 4% Niacinamid oder 4 % Hydrochinon enthielt. Alle Studienteilnehmerinnen wurden instruiert, die korrekte Menge beider Cremes auf die entsprechende Gesichtshälfte aufzutragen sowie eine Breitspektrum-Sonnenschutzcreme (SPF 50+) drei Stunden am Tag anzuwenden.

Während des Studienverlaufs war den Teilnehmerinnen die gleichzeitige Anwendung anderer Hautpflegeprodukte oder die Durchführung entsprechender Behandlungen nicht erlaubt. Die Behandlung erstreckte sich über einen Zeitraum von 8 Wochen, wobei nach 4 bzw. 8 Wochen eine Grunduntersuchung bzw. Folgeuntersuchung durchgeführt wurde. Zu diesen Zeitpunkten wurden u.a. eine Untersuchung des Hautpigments mit einem Chromameter (Modell CR-300, der Firma Minolta, Osaka, Japan) durchgeführt sowie eine Bewertung der Schwere des vom Melasma betroffenen Bereichs mittels „severity index“ (MASI) durchgeführt, sowie eine allgemeine Untersuchung (PGA) durch einen unabhängigen Beobachter. Zur Feststellung und Dokumentation von Hautirritationen wurde sowohl herkömmliche Fotografie als auch Infrarot-Thermographie (Flexcam S des Unternehmens Infrared solutions, USA) verwendet. Sämtliche etwaige auftretende Nebenwirkungen wurden dokumentiert.

Acht Wochen nach Beginn der Studie wurde diese entblindet, um eine 2 mm große Biopsie der mit Niacinamid behandelten Gesichtsseite zu nehmen. Zur statistischen Analyse wurden das „Student t-test“-Verfahren und X2 eingesetzt, wobei ein Wert von P kleiner als 0,05 als signifikant behandelt wurde.

Von den siebenundzwanzig Studienteilnehmerinnen mit Melasma gehörten 12 (33%) zum Typ IV (nach der „Fitzpatrick skin scale“) und 13 (48%) zum Typ V.
Das Melasma war bei 13 (50%) centrofacial, bei 10 (37%) malar und bei 4 (14%) mandibular lokalisiert. Das Altersspektrum der Studienteilnehmerinnen lag zwischen 25 und 53 Jahren (der Mittelwert also bei 37 Jahren), wobei die Dauer, welche die Teilnehmerinnen vom Melasma betroffen waren von 4 bis 8 Jahren (Mittelwert also 6,5 Jahre) reicht. Bei 19 (70%) der Teilnehmerinnen gab es Melasmen innerhalb der Familie. Als häufigster Auslösungsfaktor für die Melasmenbildung wurde Sonnenlichtexposition festgestellt, gefolgt von Schwangerschaft. Acht Studienteilnehmerinnen (29%) nahmen orale Empfängnisverhütung ein. Zu Beginn der Studie lag der durchschnittliche MASI Score für die mit Hydrochinon behandelte Gesichtsseite bei 4 (5% CI, 90,9–1,8) und nach acht Wochen (P<0,001) bei 1,2 (95% IC, 0,8–1,6)

Die mit Hydrochinon behandelte Gesichtsseite wurde von sieben Studienteilnehmerinnen als exzellent, von acht als gut, von sechs als moderat und von weiteren sechs als mild bewertet. Die gewonnen Daten zeigten eine statistische Signifikanz für beide Behandlungen, wobei diejenige von Niacinamid (P= 0,005) höher war als die von Hydrochinon (P = 0,003). Kolorimetrische Untersuchungen wurden zu Beginn und am Ende der Studie vollzogen; dabei wurden sowohl die Luminositäts-Achse (L∗) als auch die Rötungs-Achse (a∗) evaluiert. Die aufhellende Wirkung sowohl des Hydrochinons als auch der Niacinamid wurde nach einer Behandlungszeit von vier Wochen sichtbar und nach acht Wochen noch evidenter. Kolorimetrische Messungen zeigten keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen beiden Behandlungen.

Die Hautrötung war jedoch intensiver auf der mit Hydrochinon behandelten Gesichtshälfte. Mit Infrarotlicht durchgeführte thermographische Untersuchungen bei einer Umgebungstemperatur von 21 Grad Celsius zeigten bei beiden Gesichtshälften eine um 0,8 Grad Celsius verringerte Temperatur nach der Behandlung, jedoch ohne statistische Unterschiede zwischen beiden Behandlungen.

Nebenwirkungen traten bei Niacinamid nur bei 5 Studienteilnehmerinnen (18%), bei Hydrochinon jedoch bei 8 Studienteilnehmerinnen (29%) auf. Am häufigsten traten hier Hautrötung (Erythema), Juckreiz (Pruritus) und Brennen auf. Bei Niacinamid waren die meisten dieser Erscheinungen mild, während bei Hydrochinon diese Nebenwirkungen als moderat bezeichnet wurden. Hautrötung (Erythema), Juckreiz (Pruritus) und Brennen traten bei Hydrochinon bei 5 Studienteilnehmerinnen (18%) auf, bei Niacinmaid jedoch nur bei 2 (7%), nahmen jedoch durch kontinuierliche Behandlung während des gesamten Studienverlaufs ab.

Fazit  

Melasmen sind chronische und dauerhafte Hyperpigmentationen der Haut und stellen wegen ihrer hohen Rate des Wiederauftretens eine therapeutische Herausforderung dar. In der zugrundeliegenden Studie wurde durch klinische Untersuchungen und objektive Methoden belegt, dass 4% Niacinamid effektiv gegen Melasmen wirkt.

Es konnte nachgewiesen werden, dass in den nach der Behandlung gewonenen Gewebeproben die Menge an epidermalen Melanin und entzündlichem Infiltrat signifikant verringert worden war. Ebenso war die aktinische Elastose verringert worden.

Die bei der erfolgreichen Behandlung von Hyperpigmentationen in Frage kommenden Wirkmechanismen des Niacinamids sind die Reduktion des Melanozyten-Transfers, seine vor den Auswirkungen von Lichteinstrahlung schützenden Wirkzusammenhänge sowie seine anti-entzündlichen Eigenschaften. Auch eine direkte oder indirekte Anti-Aging-Wirkung durch die Verringerung der akinischen Elastose wird in der zugrundeliegenden Studie thematisiert.

Als wissenschaftliches Fazit der zugrundeliegenden Studie steht die Feststellung, dass es sich bei Niacinamid um ein wirkungsvolles, integrales und sicheres Mittel zur Behandlung von Melasmen handelt, da es nicht nur die Pigmentierung und die Entzündungswerte, sondern auch die durch Sonnenlichteinstrahlung hervorgerufene Schäden bei nur minimal auftretenden Nebenwirkungen siginifikant reduziert.

Zugrundeliegende Studie:

Navarrete-Solis, J. et al.: A Double-Blind, Randomized Clinical Trial of Niacinamide 4% versus Hydroquinone 4% in the Treatment of Melasma; in: Dermatology Research and Practice, Volume 2011, Article ID 37917