Hormonelle Einflüsse von Testosteron und Dihydrotestosteron (DHT) auf den menschlichen Haarwuchs sind ausführlich erforscht. Verschiedene Studien mit der Kaschmir-Ziege oder der Neuseeland-Ziege haben gezeigt, dass das auch im menschlichen Organismus vorkommende Hormon Melatonin den saisonalen Haarwuchszyklus reguliert und beispielsweise an der Veranlassung der Anagenphase des Haarwuchses beteiligt ist. Weitere In vitro-Studien zeigten ebenfalls positive Einflüsse von Melatonin auf den Haarwuchs. Motivation der zugrundeliegenden Pilot-Studie ist es, die Wirkung des Hormons Melatonin auf den menschlichen Haarwuchszyklus zu untersuchen. Die doppelt verblindete, randomisierte und Placebo-kontrollierte Studie umfasste 40 Teilnehmerinnen, welche an androgenetischem oder diffusem Haarverlust litten.
Um die Frage zu klären, inwiefern topisch angewandtes Melatonin die anagene und telogene Haarwachstumsrate bei Frauen mit androgenetischem oder diffusem Haarverlust beeinflusst, wurde über einen Zeitraum von 6 Monaten hinweg täglich eine 0,1%ige Melatonin-Lösung (bzw. Placebo-Lösung bei Teilnehmerinnen der Kontrollgruppe) auf die Kopfhaut der Versuchsteilnehmerinnen aufgetragen. Zur Bestimmung der anagenen und telogenen Haarwuchsrate wurden Trichogramme durchgeführt. Zur Kontrolle der Melatonin-Level wurden über den Zeitraum der Studie hinweg Blutproben genommen.
Diagramm 1: Trichogramm des Hinterhauptes, Angaben in Prozent
Diagramm 2: Trichogramm des Vorderhauptes, Angaben in Prozent
Die Anwendung von Melatonin führte im Vergleich zur Placebo-Kontrollgruppe zu einer signifikant erhöhten Rate von anagenem Haar am Hinterkopf der Studienteilnehmerinnen mit Androgenetischer Alopezie. Bei Studienteilnehmerinnen mit diffusem Haarausfall bewirkte Melatonin eine signifikante Erhöhung des Frontalhaares. Haarproben des Hinterkopfes von Studienteilnehmerinnen mit Diffuser Alopezie und die Auszählungen des Frontalhaars zeigten zudem eine Zunahme des anagenen Haares, jedoch ohne signifikante Unterschiede zur Kontrollgruppe. Die Melatonin-Level im Blutplasma erhöhten sich über den Zeitraum der Anwendung, jedoch nie über den physiologischen Spitzenwert, welcher typischerweise nachts vorliegt, hinaus.
Fazit
Die Ergebnisse der zugrundeliegenden Studie legen als Wirkmechanismus von Melatonin die Einleitung der frühen anagenen Phase nahe. Melatonin erwies sich in der Studie als klar haarwuchsfördernd.
Zugrundeliegende Studie:
Fischer, T. W. et al.: Melatonin increases anagen hair rate in women with androgenetic alopecia or diffuse alopecia: results of a pilot randomized controlled trial; in: British Journal of Dermatology, February 2004, 150(2): 341–345.