Die Rolle von Koffein bei der Behandlung von anlagebedingtem Haarausfall

Androgenetische Alopezie (AGA), auch anlagebedingter Haarausfall genannt, zeichnet sich durch eine fortschreitende Verdünnung und anschließenden Verlust des Kopfhaares aus. Für gewöhnlich tritt AGA um das 20. Lebensjahr herum auf; im Alter von 50 Jahren sind beinahe 50 % aller Männer davon betroffen. Dieses weitverbreitete dermatologische Phänomen betrifft sowohl Frauen als auch Männer und wirkt sich meist negativ auf die Lebensqualität der davon betroffenen Personen aus.

Neuere Studien und Untersuchungen haben positive Wirkungen von Koffein auf den Haarwuchs von Personen, die an anlagebedingtem Haarausfall leiden, aufgezeigt. Diese Studien legen nahe, dass Koffein der von DHT (Dihydrotestosteron) bedingten Verkleinerung der Haarfollikel durch Inhibition der Phosphordiesterase entgegenwirkt. Durch diesen Prozess werden die Level an cAMP in den Zellen vergrößert und außerdem durch die Stimulation ihres Zellmetabolismus die Zellproliferation erhöht.

 

Die Autoren analysierten mehrere aktuelle Studien, welche die Rolle des Wirkstoffes Koffein bei der Behandlung von anlagebdingtem Haarausfall (AGA) zum Gegenstand hatten:

1.

Eine von Fischer et al. durchgeführte Studie untersuchte mit Hilfe des sogenannten Haarorgankulturmodells (HOKM) die Auswirkungen von Testosteron und Koffein auf die Stimulation des Haarfollikelwachstums. Im Rahmen dieser in vitro-Studie wurde eine Biopsie-Probe der Kopfhaut von Männern, die an androgenetischem Haarausfall litten, genommen und im HOKM für einen Zeitraum von 120 bis 192 Stunden verschiedenen Konzentrationen von Testosteron und Koffein ausgesetzt. Dabei zeigte sich, dass eine Konzentration von 0,001% und 0,006% Koffein den haarwuchsunterdrückenden Effekten von Testosteron entgegenwirkt. Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigte sich nach 120 Stunden eine höhere Längenzunahme (sog. „Elongation“) des Haarschaftes unter dem Einfluss von Koffein. Dies zeigt klar die haarwuchsfördernden Eigenschaften von Koffein.

2.

Brandner et al. wiesen in einer von ihnen durchgeführten Doppelblindstudie mit Placebo-Kontrollgruppe nach, dass die Anwendung von Koffein eine substantielle Reduktion des transepidermalen Wasserverlustes bei Männern (jedoch nicht bei Frauen) hervorruft und somit die männliche Hautbarrierefunktion verbessert.

3.

Haarfollikel spielen eine wichtige Rolle bei der Medikamentenapplikation des Wirkstoffs Koffein und anderer Wirkstoffe. Eine von Otberg et al. durchgeführte Studie untersuchte die follikuläre Penetration von topisch angewandten Koffein und wies nach, dass es sich bei Haarfollikeln um eine schnellen Medikamentenapplikationsweg für topisch angewandte Wirkstoffe handelt. Koffein als Bestandteil einer topischen Anwendung zur Förderung des Haarwuchses stellt somit einen effektiven Wirkstoff dar.

4.

Eine weitere von Otberg et al. durchgeführte Studie untersuchte die Follikularpenetration von topisch appliziertem Koffein. Die Studie zeigte, dass die Wirkstoffaufnahme über Haarfollikelpenetration schneller und stärker als über den interfollikulären Aufnahmenweg vor sich ging. Darüberhinaus wurde nachgeweisen, dass in den ersten 20 Minuten nach Anwendung die Haarfollikel der einzige Pfad für ebendiese schnellere Aufnahme des Wirkstoffs Koffein waren.

Die positiven Effekte einer topischen Anwendung von Koffein bei vorliegendem anlagebedingtem Haarausfall (AGA) lassen sich auf die Inhibition der Phosphordiesterase, die Verbesserung der Barrierefunktion der Haut, die Follikelpenetration sowie auf die Stimulation und die Förderung von Haarwuchs zurückführen.

Fazit  

Im Umgang mit anlagebedingtem Haarausfall (AGA) hat sich Koffein als sehr gut geeigneter Wirkstoff erwiesen, da es klar haarwuchsfördernd ist.

 

Zugrundeliegende Studie:

Bansal, M. et. al.: Role of Caffeine in the Management of Androgenetic Alopecia; in: International Journal of Trichology 2012, July-September; 4(3): 185–186.