Androgenetische Alopezie (AGA), auch anlagebedingter Haarausfall genannt, zeichnet sich durch eine fortschreitende Verdünnung und anschließenden Verlust des Kopfhaares aus. Für gewöhnlich tritt AGA um das 20. Lebensjahr herum auf; im Alter von 50 Jahren sind beinahe 50 % aller Männer davon betroffen. Dieses weitverbreitete dermatologische Phänomen betrifft sowohl Frauen als auch Männer und wirkt sich meist negativ auf die Lebensqualität der davon betroffenen Personen aus.
Grüner Tee ist nicht nur ein weltweit beliebtes Getränk, sondern auch für seine gesundheitsfördernden Eigenschaften bekannt. Seine anti-oxidativen und gegen Krebs wirkenden Eigenschaften werden von der Forschung derzeit auf seinen Bestandteil Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG) zurückgeführt. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse legen nahe, dass EGCG außerdem wirksam bei der Behandlung oder Prävention von anlagebedingtem Haarausfall (sogenannte Androgene Alopezie, auch als „AGA“ bezeichnet) sein kann. Dies wird auf eine selektive Inhibierung der 5-Alpha-Reduktase durch EGCG zurückgeführt.
Im Rahmen der im Folgenden zusammengefassten Studie wurde die Wirkung von EGCG auf den Haarwuchs in vitro untersucht; zudem wurde die Wirkung auf die Dermalpapillenzellen in vitro und in vivo untersucht. Der Haarwuchs vollzieht sich in einem sich wiederholenden Zyklus aus anagenen, katagenen und telogenen Phasen. Dermale Papillenzellen, eine Gruppe spezialisierter Fibroblasten innerhalb des Haarfollikelbulbus, übernehmen dabei eine essentielle Funktion in der Kontrolle des Haarwuchses. Diese Funktion übernehmen sie nicht nur innerhalb des normalen Haarwuchszyklus, sondern zum Beispiel auch bei der Pathogenese des anlagebedingten Haarausfalls. Deshalb ist die Möglichkeit der Einflussnahme auf die Funktionen von dermalen Papillenzellen von großer Wichtigkeit bei der Behandlung und Vorbeugung von Haarausfallerscheinungen.
Als In vitro-Modell wurden in der zugrundeliegenden Studie sowohl das sogenannte Haarfollikelorgankulturmodell (HOKM) als auch kulturierte normale dermale Papillenzellen verwendet. Als In vivo-Modell wurden Kopfhautgewebeproben, welche nach der topischen Anwendung von EGCG genommen wurden, verwendet. Dabei zeigte sich, dass es naheliegend ist, dass EGCG in vitro durch Hochregulierung der phosphorylierten Proteine Erk und Akt und durch Erhöhung des Verhältnisses von Bcl-2 und Bax den Haarwuchs fördert.
Zusätzlich wurden im Rahmen der Studie statistische Analysemethoden (wie zum Beispiel der Wilcox-Rangsummentest) und Untersuchungen per Western blot-Verfahren durchgeführt.
EGCG förderte den Haarwuchs bei Haarfollikeln sowohl im Haarorgankulturmodell (HOKM) als auch in vivo und förderte außerdem die Proliferation kulturierter dermaler Pappillenzellen. Diese Wachstumsstimulation der dermalen Papillenzellen ließ sich in der Studie auch in vivo beobachten. Die Autoren der Studie führen daher die haarwuchsfördernde Eigenschaft von EGCG auf eine Kombination proliferierender und anti-apoptopischer Effekte und einer durch EGCG verlängerten Anagenphase zurück.
Fazit
In der zugrundeliegenden Studie wurde gezeigt, dass die Aktivkomponente des Grünen Tees, Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG) den Haarwuchs signifikant fördert.
Zugrundeliegende Studie:
Kwon, O. S. et al.: Human hair growth enhancement in vitro by green tea epigallocatechin-3-gallate (EGCG); in: Phytomedicine 2007 August; 14 (7-8):551-5.