Topisches Cannabidiol (CBD) bei Hautproblemen : Eine Übersichts- und Aussichtsstudie

Die topische Anwendung von auf Cannabis basierenden Extrakten hat in den letzten Jahren erhöhtes Interesse und Aufmerksamkeit seitens der medizinischen Forschung erfahren, da sich hier Potentiale einer verträglicheren und wirksameren Alternative zur Behandlung mit topischen Corticosteroiden bei bestimmten Dermatosen zeigen. Parallel zur Entdeckung der Cannabinoid-Rezeptoren in der Haut wurde dargelegt, dass topisch angewendetes Cannabis über anti-inflammatorische, juckreizstillende, analgetische, anti-proliferative und wundheilende Eigenschaften verfügt.

Cannabinoide wirken über das Endocannabiniod-System (ECS), welches aus eine Reihe neuromodulatorischer Lipide und Rezeptoren im Gehirn sowie im zentralen und peripheren Nervensystem besteht, welche durch endogene Cannabinoide (Anandamid, 2-Arachidonoylglycerol) und Phytocannabinoide aktiviert werden. (Cannabinoid-1) CB 1 und (Cannabinoid-2) CB 2 sind die Hauptrezeptoren innerhalb des ECS. Die zwei am meisten erforschten Phytocannabinoide sind Delta-9 Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Cannabis, welches über hohe Level an CBD und sehr niedrige, insignifikante Level von 9-THC verfügt, wird auch als „industrieller Hanf“ bzw. „Hanf“ bezeichnet und hat keine psychoaktiven Effekte.

In der wissenschaftlichen Fachlkiteratur wurden Elemente des ECS in epidermalen Keratinozyten, Melanozyten, Mastzellen und im Immunregulations-System der Haut ausführlich beschrieben. Ebenso konnte gezeigt werden, dass Cannabinoide in vitro die Proliferation und Differenzierung kultivierter epidermaler Kerationzyten unterdrücken, das Schmerzempfinden verändern und Wundheilung stimulieren. Darüber hinaus haben sie anti-mikrobielle und anti-pruritsche Eigenschaften. Aktuell wurden mehr als 500 biologisch aktive Bestandteile in Pflanzen der Gattung Cannabis entdeckt, von denen mehr als 100 als Phytocannabinoide (Exocannabinoide) klassifiziert wurden.

Talgdrüsenproblematiken; Akne und Rosacea

Akne ist eine weit verbreitete Erkrankung der Haut, welche sich durch eine erhöhte Sebum-Produktion und eine Entzündung der Talgdrüsen auszeichnet. Es konnte nachgewiesen werden, dass nicht-psychotropische Phytocannabinoide komplexe Anti-Akne-Effekte bewirkt, indem sie die exzessive Talgfett-Produktion normalisieren und dadurch die Proliferation verringern und die Entzündung in den Sebocyten lindert. Aufgrund dieser bemerkenswerten anti-inflammatorischen Aktivität können Phytocannabinoide als effiziente und verträgliche Mittel zur Behandlung von Hautentzündungen verwendet werden.

In einer einzelverblindeten Split-Face-Studie wurde 12 Wochen lang eine Creme mit 3% Cannabissamenextrakt zweimal täglich auf die Wangen der Studienteilnehmer aufgetragen. Dabei wurde festgestellt, dass diese Behandlung die Sebum-Produktion und die Erythema im Vergleich zur mit dem Vehikel behandelten Gesichtsseite effizient verringerte.

Wundheilende Eigenschaften

Bedenkt man, dass Cannabinoid-Signalisierung fibroblastische Funktionen, Proliferation und Differenzierung der eoidermalen Kerationzyten ebenso wie Entzündungen der Haut reguliert, ist es naheliegend, dass es ebenso den komplexen Prozess der Wundheilung des Haut beeinflusst. Verschiedene Evidenzen untermauern die Festellung, dass CB 1 und im besonderen CB 2 die Wundheilung beeinflussen kann.

Entzündungen der Haut und Immun-Dermatitis

Studien haben gezeigt, dass die topische Anwendung des Cannabinoid-Rezeptor-1-spezifischen Agonisten (CB1R) die Erholung der epidermalen Barrierefunktion in akut abgetragener Haut signifikant beschleunigt. Anti-inflammatorische Aktivitäten wurden sowohl bei der Anwendung bei der aktuen Irritation als auch bei der chronischen Irritation beobachtet, was sich mit weiteren Studienergebnisse deckt. Die gegenwärtge Studienlage legt nahe, dass die topische Anwendung des CB1R-Agonisten eine Option für die Behandlung akuter und chronischer Entzündungserkrankungen der Haut, darunter auch atopische Dermatitis, Kontaktdermatitis und Psoriasis, ist.

Epidermale Proliferation/Psoriasis vulgaris

Cannabinoide verfügen über anti-inflammatorische und immunomodulatorische Eigenschaften. Der Cannabinoid-Rezeptor 2 wird größtenteils auf den Leukozyten exprimiert und an der Einwirkung vieler Effekte von Cannabinioden auf Immunprozesse beteiligt. Es konnte nachgewiesen werden, dass Agonisten direkt auf die T-Zellen einwirken, da die Exposition von Clustern von CD3+-Zellen auf diese Verbindungen ihre Aktivität in einer wiederhergestellten gemischten Lymphozyten-Reaktion vollständig inhibiert haben.

Da an der Pathogenese von Psoriasis größtenteils von durch T-Zellen-Lymphozyten vermittlelten Immuneigenschaften und Keratinozytenproliferation beteiligt sind, stellen Cannabinoide in dieser Hinsicht ein Wirkstoffbereich von großem wissenschaftlichem Interesse dar.

Topische Anti-Juckreiz-Eigenschaften

Pruritus ist eine unangenehmer lokalisierter oder verteilter Juckreiz, der ein weitverbreitetes Symptom dermatologischer Erkrankungen und Störungen ist. Im Rahmen einer Studie bewirkte eine Endocannabinoide enthaltende, topisch angewandte Emolliens eine durchschnittliche subjektive Linderung von 86% bei Pruritus. In einer über einen Zeitraum von drei Wochen durchgeführten Open-Label-Studie mit 21 Studienteilnehmern, die an Uremischen Pruritus litten wurde eine Endocannabinoide enthaltende Creme zweimal täglich für drei Wochen angewendet. Dies bewirkte bei mehr als 38% der Teilnehmer eine vollständige Beseitigung und bei weiteren 52% der Teilnehmer eine signifikante Linderung des Pruritus.

Topische Anwendungen, die Endocannabinoide enthalten, können in der Lage sein, Pruritus zu lindern, indem die sie die Mastzellendegranulation herunterregulieren, die entzündlichen Zytokine inhibieren, den Tumornekrosefaktor > (TNF->) während der Entzündung verringern oder über einen eigene analgetischen Wirkung verfügen.

Topische schmerzlindernde Eigenschaften

Studien zeigte, dass endogene Cannabinoide (Endocannabinoide) ebenso wie synthetische Cannabinoid-Agonisten über anti-nozizeptive und anti-inflammatorische Wirkungen verfügen.

Hautbarriere heilende Eigenschaften, Trockene Haut und Permeabilität verstärkende Eigenschaften

Die Lipide des Stratum Corneums bestehen größtenteils aus Ceramiden, freien Fettsäuren und Cholesterol und werden in lamellaren Körnern synthetisiert und gespeichert und als Vorläufer in den extrazellulären Raum zwischen dem Stratum corneum und dem Stratum granolosum extrudiert. Ein Mangel oder ein Ungleichgewicht dieser Lipide kann zu inadäquater Hautreperatur, Hauttrockenheit oder Durchlässigkeitsproblemen führen.

Weitere Studien haben gezeigt, dass die Abwesenheit von CB 1 die Erholung der Barrieredurchlässigkeit verzögerte, wohingegen es bei einem Mangel von CB 2 beschleunigt wurde. Desweiteren wurde festgestellt, dass die Lamellarkörper-Sekretion ebenso wie die Expression bestimmter später Differenzierungsmarker-Proteine wie Filaggrin, Loricrin und Involucrin ebenso vom Endocannabinoid-System betroffen sind. Dies legt nahe, dass die Verwendung von Cannabinoid-Antagonisten eine Schlüsselrolle bei den Eigenchaften der Hautbarrierereperatur spielen.

Anti-mikrobielle Eigenschaften

Alle fünf bedeutenden Cannabinoide (CBD, Cannabichromen, Cannabigerol, 9-Tetrahydrocannabinol und Cannbinol) zeigten zudem in Studien potente und klinisch relevante Wirkungen gegen eine Vielfalt von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA)-Strängen.

Fazit  

Die zugrundeliegende Studie kommt nach Sichtung der Studienlage zu dem Ergebnis, dass es bemerkenswert viele klinische Evidenzen gibt, welche die wohltuenden Effekte von topisch angewendeten Cannabinoiden bei einer Vielzahl von Hautproblematiken belegen.

Zugrundeliegende Studie:

Makhakhe L.: Topical cannabidiol (CBD) in skin pathology – A comprehensive review and prospects for new therapeutic opportunities; in: S Afr Fam
Pract. 2022;64(1), a5493